Interkulturelle Mediation

Zwischen den Kulturen

Interkulturelle Mediation, was ist das? Ganz einfach: Mediation im interkulturellen Kontext. Was aber bedeutet interkulturell? Auch diese Frage lässt sich kurz klären: Zwischen den Kulturen! Was aber sind Kulturen? Nun wird es komplizierter. Ohne in einen wissenschaftlichen Diskurs über Kultur einzusteigen, definiere ich den Begriff Kultur im Themenfeld der Mediation so: Jeder Mensch hat aufgrund seiner Herkunft, seiner Sozialisation, seiner beruflichen wie privaten Entwicklung, seiner Hobbys und Engagements Verhaltensregeln erlernt, die sein Fühlen, Denken und Handeln bestimmen.

Menschen mit unterschiedlichen Migrationsbiografien

In unserer globalisierten Welt treffen oft Menschen mit verschiedenen Migrationsbiografien in den unterschiedlichsten Situationen aufeinander. Sei es auf der politischen Bühne, im internationalen Business, in Unternehmen, Schulen, Kommunen, Nachbarschaften oder Vereinen. Neben individuellen Interessen kommen verschiedene herkunftsbedingte Haltungen, Einstellungen, Werte und Normen ins Spiel, die eine Verständigung erschweren können. Die Kunst der interkulturellen Mediation ist es, diese Verhaltensweisen zu erkennen und sie nicht zu kulturalisieren. Denn dies birgt die Gefahr, jede Handlungsweise auf einen herkunftsbezogenen Hintergrund zurückzuführen, dabei die persönliche Komponente jedes Einzelnen außer Acht zu lassen und der Bildung von Stereotypen Vorschub zu leisten.

Beides im Blick

Beides im Blick zu halten und gegenseitiges Verstehen zu ermöglichen, ist die zentrale Aufgabe meiner interkulturellen Mediation. Erst wenn diese Basis geschaffen ist, kann gemeinsam mit alle Beteiligten an der Lösung eines Konfliktes gearbeitet werden.

„Um klar zu sehen, genügt häufig ein Wechsel der Blickrichtung.“

Antoine de Saint-Exupery

Gegenseitiges Verstehen ermöglichen

Aus kleinen Konflikten entstehen oft große Krisen, insbesondere dann, wenn die eine Partei nicht versteht, was die andere will, geschweige denn warum. Wenn kulturelle Unterschiede den Konflikt dahingehend befeuern, dass jede Aktion eine unverständliche Reaktion provoziert, scheint eine Einigung unmöglich.

Brücke zur Verständigung

Mediation im interkulturellen Kontext baut eine Brücke über die Verständigung möglich wird. Sie übersetzt und erklärt dem jeweils anderen gewisse Verhaltens- oder Denkmuster, und hilft dabei auf den eigentlichen Kern des Konflikts zu schauen.

Stereotype Anschuldigungen

In einer kleinen Werbeagentur in Düsseldorf kommt es immer wieder zu Streitereien zwischen einer italienischen Kollegin und einem deutschen Kollegen bezüglich der Teamsitzungen. Während er darauf besteht, klare Zeiten und eine vorher exakt abgestimmte Agenda streng einzuhalten, sieht sie darin eine Beschränkung ihrer Kreativität und Spontanität. Ihm, der auf der Einhaltung fester Regeln und Zeiten besteht, wird vorgeworfen, sich unflexibel und stur, halt „typisch deutsch“ zu verhalten. Sie, die mehr Freiheiten und weniger Einschränkungen fordert, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, mit ihrer südländischen Herkunft eine Laissez-faire-Attitüde an den Tag zu legen, die nicht in das Unternehmen passe. Beide schaukeln sich mit ihren stereotypischen Anschuldigungen hoch, es folgen weitere Beleidigungen und der Konflikt eskaliert.

Die Mediation fördert folgendes zutage

In einer vom Teamleiter anberaumten Mediation kommt folgendes an Licht. Der deutsche Kollege, offenbart, dass der eigentliche Grund für sein Verhalten, darin begründet sei, seine zweijährige Tochter pünktlich aus der Kita abzuholen. Die Italienerin sagt, dass sie tatsächlich etwas variabler mit zeitlichen Vorgaben umgehe und als Single auch einen größeren Spielraum habe. Die Vorwürfe aber grundsätzlich herkunftsbezogen unpünktlich und unstrukturiert zu sein, hätten sie so verletzt, dass sie auf stur geschaltet habe.

Lösung des Konflikts

In der gemeinsamen Mediation konnte erarbeitet werden, dass beide Parteien in der Tat eine unterschiedliche Vorstellung von zeitlichen Rahmenbedingungen und Vorgehensweisen haben. Dass sich hinter den festgefahren Positionen, die durch stereotypische Zuschreibungen zementiert wurden, individuelle Bedürfnisse befinden, konnte auf einvernehmliche Art aufgelöst werden.

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